Bärlauch ist eines der ersten essbaren Pflanzen nach dem Winter und damit ein beliebter Frühlingsbote. Viele warten sehnsüchtig auf sein Erscheinen, machen daraus Bärlauch-Pesto oder Bärlauchspinat. Inzwischen wissen die meisten auch, dass Bärlauch giftige Doppelgänger hat und dass er in manchen Gegenden vor dem Aussterben bedroht ist und deshalb unter Naturschutz steht. Aber stimmt das mit dem Naturschutz tatsächlich? Dieser Mythos hält sich hartnäckig und selbst Fernsehköche oder Apothekenzeitschriften behaupten dies. Zeit also, dem ganzen auf den Grund zu gehen!
Die gute Intention hinter der Aussage, Bärlauch stehe auf der Roten Liste, mag der Schutzgedanke sein, denn es ist seit einigen Jahren sehr in Mode gekommen , wieder echten Bärlauch in freier Natur zu sammeln und zu verarbeiten. Deshalb ist es richtig, vor Übernutzung aufmerksam zu machen und Bärlauchbestände vor Übernutzung zu schützen. Trotzdem gilt:
1. Bärlauch steht nicht unter Naturschutz
Jedenfalls nicht generell! Bärlauch steht nur dann unter Naturschutz, wenn er sich im Naturschutzgebiet oder im Nationalpark befindet. Dort stehen dann nicht nur er, sondern aber auch alle anderen Pflanzen unter Schutz. Naturschutzgebiete sind immer ausgeschildert. Wenn du also das markante gelbe Schild mit der Eule oder das grüne Dreieck mit dem Seeadler siehst, bedeutet dies: Finger weg von den Pflanzen und Tieren. Um nachzusehen, ob eine Pflanzenart an sich unter Naturschutz steht, schau gern mal auf der Artenschutzdatenbank des Bundesamtes für Naturschutz nach und gib dort Bärlauch ein - hier taucht Bärlauch nicht auf.
2. Bärlauch auf der Roten Liste?
Weiterhin finden sich Aussagen im Netz, dass der Bärlauch in einigen Bundesländern, wie z.B. Schleswig-Holstein oder Brandenburg, auf der Roten Liste gefährdeter Arten geführt wird. Grundsätzlich bedeutet das Auftauchen auf der Liste, dass diese Pflanze gefährdet ist, nicht aber, dass es verboten ist, sie zu sammeln. Er gibt lediglich den statistischen Wert einer Art an, wie selten oder gefährdet sie ist. Bärlauch (Allium ursinum) gilt in der Roten Liste der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands, also auf ganz Deutschland bezogen, als „Ungefährdet“. Regional bzw. in einzelnen Bundesländern kann die Gefährdungssituation anders sein, so dass die Bewertung in den Länderlisten von denen der Bundesliste abweicht. Zur Zeit steht Bärlauch nur in Brandenburg auf der Roten Liste. Laut des Landesamtes für Umwelt Brandenburg kommt Bärlauch in Brandenburg jedoch nicht heimisch vor, sondern wurde absichtlich oder unabsichtlich hier ausgesetzt. Falls du also beim Bärlauch-Sammeln angesprochen werden solltest, kannst du auf diese Hinweise verweisen.
3. Wie viel Bärlauch darf ich sammeln?
Generell gilt laut Bundesnaturschutzgesetz in Deutschland unter §39 Absatz 1, Nr. 2: Es ist verboten, wild lebende Pflanzen ohne vernünftigen Grund von ihrem Standort zu entnehmen oder zu nutzen oder ihre Bestände niederzuschlagen oder auf sonstige Weise zu verwüsten,
Mit einer Ausnahme: §39 Nr. 3 Jeder darf abweichend von Absatz 1 Nummer 2 wild lebende Blumen, Gräser, Farne, Moose, Flechten, Früchte, Pilze, Tee- und Heilkräuter sowie Zweige wild lebender Pflanzen aus der Natur an Stellen, die keinem Betretungsverbot unterliegen, in geringen Mengen für den persönlichen Bedarf pfleglich entnehmen und sich aneignen.
Das heißt, dass du nur eine Handvoll für den Eigengebrauch sammeln darfst. Deshalb solltest du dich an die Mundraub-Regeln halten und auch nachhaltig sammeln. Wer Bärlauch erntet, sollte dabei immer den Gedanken an die Nachhaltigkeit und Langlebigkeit des Standortes im Kopf haben, damit andere in Zukunft dort noch Bärlauch sammeln können. Dies bedeutet, pro Pflanze nur ein Blatt zu ernten. Sieh dir zudem den Bestand des Bärlauchs genau an und entscheide, ob er er für eine Beerntung groß genug ist und welche Anzahl an an Blättern pro Pflanze angemessen ist. Dies gilt auch für Knospen, Blüten und Samen.
Achte beim Sammeln unbedingt auf giftige Doppelgänger und schaue dir die Merkmale des Bärlauchs genau an, um eine (tödliche) Vergiftung zu vermeiden.
Tipp: Wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, sich beim Bärlauchsammeln mit dem Fuchsbandwurm anzustecken, ergründen wir in diesem Beitrag Fuchsbandwurm: Bärlauch-Rohverzehr gefährlich?.
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