Brennnesseln - besonders in Corona-Zeiten

Warum Brennnesseln essen?

Zur Zeit gibt es fast überall - deswegen auch nicht in der mundraub-Karte eingetragen - junge Brennnesseln. Daraus kannst du zum Beispiel folgendes machen:

  • Brennnesselsalat
  • gekochtes Brennnesselgemüse (sogenannter Brennnesselspinat)
  • Brennnesseltee

Natürlich findest du online auch Rezepte für Brennnesselpesto, Brennnesselsuppe, Brennnessellasagne, Brennnesselsmoothies und vieles Andere mehr. Die Nutzung von Brennnesseln ist zur Zeit aus folgenden Gründen besonders praktisch:

  • Beim Brennnesselsammeln ist es wesentlich einfacher, Abstand zu Mitmenschen zu halten, als beim Einkaufen.
  • Du muss weniger oft einkaufen. Das Erste, was ausgeht, sind ja meistens frische Salate und sonstiges leicht verderbliches Gemüse. Genau das kann man mit Brennnesselsalat und -spinat gut überbrücken.
  • Brennnesseln sind mit das Umweltfreundlichste, was du im Frühling essen kannst, denn es gibt in dieser Jahreszeit noch kaum regionalen, saisonalen Bio-Salat zu kaufen. Die Brennnesseln sind dagegen schon pflückreif und reichlich vorhanden.
  • Außerdem wachsen Brennnesseln wild, es müssen dafür keine Biotope in landwirtschaftliche Flächen umgewandelt werden.
  • Brennnesseln sind sehr gesund. Wikipedia-Zitat: "Als Frühjahrsgemüse werden die jungen Brennnesseltriebe wegen ihres hohen Gehalts an Flavonoiden, Mineralstoffen wie Magnesium, Kalzium und Silizium, Vitamin A und C (ca. doppelt so viel Vitamin C wie Orangen), Eisen, aber auch wegen ihres hohen Eiweißgehalts geschätzt."
  • Brennnesseln schmecken, wenn man's richtig macht, richtig gut!

Erntetipps

Brennnesselarten

Es gibt mehrere Brennnesselarten, hier insbesondere die Große Brennnessel

Große Brennnessel (Urtica dioica)

und die Kleine Brennnessel.

Kleine Brennnessel (Urtica urens)

Sie sind beide essbar.

Verwendbare Pflanzenteile

Am Besten pflückst du bevorzugt die jungen, zarten Blätter und Spitzen.

Ausrüstung

Du brauchst brenndichte Handschuhe, Schere und Tasche oder Korb. Mich haben Brennnesseln auch schon durch dünne Latexhandschuhe hindurch gebrannt. Es geht aber wahrscheinlich alles, was dicker ist, also Gartenhandschuhe, Haushalts-Gummihandschuhe oder dicke, dichte Stoffhandschuhe. Letztere können eventuell Flecken bekommen, deshalb sollten sie waschbar sein.

Standort

Beim Standort solltest du die üblichen Selbstverständlichkeiten beachten, also unter Anderem:

  • Nicht in Naturschutzgebieten sammeln (siehe mundraub-Regeln)
  • Schadstoffbelastete Straßenränder und „Hundeklos“ vermeiden.
  • Sich in Pandemie-Zeiten so hinstellen, dass andere Menschen beim Vorbeigehen leicht mindestens 3 m Abstand einhalten können.

Zubereitung

Damit die Brennnessel spätestens beim Essen nicht mehr brennt, machst du am Besten mehrere der folgenden Dinge.

Mechanische Bearbeitung

Du kannst ein Brennnesselbüschel oder eine mit Brennnesseln gefüllte Stofftasche mehrmals kräftig gegen eine harte Oberfläche, z.B. Baumstamm, Wand, Boden oder Tisch, schlagen. Noch besser ist es, wenn du die Brennnesseln beim Waschen mit Handschuhen ordentlich durchknetest. Du kannst auch mit dem Nudelholz oder einer Flasche darüber walzen. Natürlich alles in Maßen, damit du hinterher nicht nur Brennnessel-Matsch hast. Auch den Mixer (für Pesto oder Smoothies) überleben die Brennhaare nicht.

Wässern

Die Brennnesseln kannst du nach dem Waschen eine Weile im Wasser liegen lassen. Je länger sie wässern, desto weniger brennen sie. Aber es können auch mehr gesunde Inhaltsstoffe ausgewaschen werden.

Kochen

Damit kannst du Brennnesselspinat zubereiten. Brennnesselsalat ist dagegen meistens roh. Es gibt aber auch Salatrezepte, in denen die Brennnesseln zum „Entschärfen“ kurz blanchiert werden.

Trocknen

Damit kannst du Brennnesseltee auf Vorrat herstellen. Wenn die Brennnessel ein paar Wochen irgendwo zum Trocknen gehangen hat, brennt sie nicht mehr. Meiner Erfahrung nach lohnt sich die Mühe - mein selbst getrockneter Brennnesseltee aus der Großen Brennnessel hat gut, frisch und minzig geschmeckt, während ich den gekauften meist irgendwie muffig finde. Ich habe aber keine Ahnung, woran das liegt. Nach dem „Entschärfen“ können Brennnesseln ungefähr so zubereitet werden wie Pflücksalat oder Spinat.

M-m-mahlzeit?

Wenn du die Brennnessel nicht gründlich genug "entschärft" hast, kann sie beim Essen doch noch brennen. Das ist dann aber meiner Erfahrung nach so schwach und vereinzelt, dass es nicht ernsthaft weh tut oder schadet. Es ist weniger unangenehm als zu scharfes Essen. Du kannst bereits nach den ersten paar Bissen beurteilen, ob es gar nicht brennt, nur ganz wenig und selten brennt oder so sehr brennt, dass man es in den Kompost wirft und das nächste Mal besser macht. Letzteres sollte nach dieser Anleitung allerdings nicht mehr passieren. Und schließlich kann es auch ganz nett sein, wenn das erste Brennnessel-Salat-Essen ein bisschen aufregend ist! Sozusagen das "Fugu des kleinen Mannes" - nur viel tierfreundlicher. Fröhliches Sammeln und guten Appetit mit dem "Drei-N-hintereinander-Salat"!

Disclaimer

Ich bin kein Mediziner und mache keine verlässlichen Aussagen darüber, was passiert, wenn jemand gegen Brennnesseln besonders allergisch, ein Kleinkind oder sonstwie besonders empfindlich ist oder wenn jemand beim Umgang mit Brennnesseln keine geeignete Schutzkleidung anhat oder wenn jemand Brennnesseln ohne ausreichendes Kneten, Waschen oder sonstiges "Entschärfen" zu essen versucht.

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