In unseren Gärten aber auch entlang der Alleen und in den Stadtparks werden allmählich die Äpfel und Birnen reif und vielleicht reift auch bei dir gerade die Lust, einen Apfel-Birnen-Crumble zu machen? Wenn da nicht die Unsicherheit wäre, ob Straßen- oder Stadtobst schadstoff-belastet ist und ob du dies überhaupt essen solltest. Willkommen im Club - die Sorge haben Viele!
Deshalb ist ein Wissenschaftsteam der Technischen Universität Berlin bereits vor einigen Jahren der Frage auf den Grund gegangen, wie stark Obst und Gemüse im urbanen Raum oder an viel befahrenen Straßen mit Schwermetallen belastet sei. Sie haben Obst und Gemüse an 172 Stellen in Berlin beprobt und sie kamen zu interessanten Ergebnissen.
Die gute Nachricht: die Konzentrationen von Blei und Cadmium in Stadtobst sind mehrheitlich vergleichbar oder sogar deutlich geringer als in Obst aus dem Supermarkt. Dabei speichern Beeren durchschnittlich mehr Schwermetalle als Stein- oder Kernobst. Nüsse akkumulieren am wenigsten, du kannst dir also gern Müsli vom Bürgersteig sammeln. Bodennahes oder im Boden wachsendes Gemüse ist stärker belastet als Baumobst.
Je höher die Verkehrsbelastung in der Nähe des Standorts ist, desto höher sind auch die Schwermetallbelastungen im Gemüse und Obst. Die Belastung ist auch abhängig von der Entfernung zur Straße. Bei weniger als zehn Metern Abstand lagen zwei Drittel aller Gemüseproben über dem EU-Grenzwert für Blei, bei über zehn Metern überschreitet nur noch ein Drittel diesen Grenzwert. Auf Standorten mit einer schützenden Hecke zwischen Pflanze und Straße überschreiten nur ein Drittel aller Proben diesen Grenzwert.
Daraus kannst du dir die folgenden praktischen Regeln ableiten:
- Baumobst und Nüsse kannst du eigentlich überall in der Stadt ernten.
- Bei Beerenobst und Kräutern achte auf mindestens zehn Meter Abstand zur Straße
- Bei sehr stark befahrenen Straßen wähle einen Abstand von mindestens 20 Metern, besser mehr.
- Am besten ist es, wenn zusätzlich zwischen der Straße und dem Erntestandort eine Hecke wächst.
Hier findest du die Studie der TU Berlin.
Deshalb kann Straßenobst, solange du dich an die Abstände hältst, manchmal gesünder sein, als Supermarktobst.
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Kommentare
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Die Finger sollte man übrigens auch von Pflanzen lassen, die in unmittelbarer Nähe oder gar in Bahndämmen/Gleisbereich wachsen. Gleisschotter ist hochgradig mit Pestiziden behandelt.
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Zu beachten ist allerings auch, dass Pflanzen in Städten nicht nur den Luftschadstoffen ausgesetzt sind. Auch die Gefahr von künstlichen Auffüllungen ist in Städten deutlich höher, als abseits bewohnter Gebiete (aber auch da besteht die Gefahr!). Ich arbeite in einem Unternehmen, das u.a. Bodenbeprobungen (Bohrungen) und entsprechende Umweltanalytik durchführt. Und ich hatte schon den Fall eines wunderschönen Mirabellenbaums auf höchst schadstoffbelastetem Boden (von der "Oberfläche" aus nicht zu bemerken!). Nach Erhalt der Bodenanalytik haben wir mehrere kg Mirabellen sofort entsorgt...
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Und ein gesunder Darm und dessen vielfältiges Mikrobiom wiederum können bis zu einer gewissen Grenze auch den Schadstoffeintrag in den Körper verhindern... weshalb es umso wichtiger ist, auch den Smog in den Städten noch weiter zu reduzieren. Weil erst dann Urban-Farming zur Entlastung/Verminderung der externen (intensiven) Landwirtschaft und Radfahren in der Innenstadt nachhaltig gesunde Früchte tragen können...
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Sehr wertvoller Beitrag! Danke an dieser stelle, und weiter Forschen :-)
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Danke für den Tipp Beerlinchen!
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Gestern hat das Gesundheitsmagazin Praxis des RBB einen Beitrag zur Schadstoffbelastung von Stadtobst gebracht, in dem auch auf die Studie der Technischen Universität bezug genommen wurde. Und Mundraub wurde natürlich auch genannt.
Hier kann man den Bericht ansehen: https://www.rbb-online.de/rbbpraxis/archiv/20180905_2015/obst-in-der-st…
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Die Belastung von Beeren ist generell höher als die von Obst. Eine genaue Erklärung geben wir in dem Buch https://shop.smarticular.net/3/geh-raus-deine-stadt-ist-essbar
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wie sieht es denn mit brombeeren aus, die neben einer bahnschiene wachsen ? ich meine die belastung.
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Hallo König Ewald,
die Antwort kann ich nur so pauschal geben, wie die Frage gestellt ist. Nein, du kannst weder ohne zu fragen pflücken noch Fallobst nehmen. Ausschlaggebend sind die Eigentumsrechte. Hier findest du mehr http://mundraub.org/mundräuber-regeln.
Viele Grüße Kai
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kann ich ohne zu fragen von Bäumen Äpfel und Birnen pflücken ohne bestraft zu werden,mein Hund die Raika ist sehr gerne Obst,und ich auch oder muß ich Fallobst nehmen.bitte um Antwort
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Tatsächlich ist seit der Einführung des bleifreien Benzins die Belastung insbesondere in den Ballungsräumen deutlich geringer geworden.
Dennoch sollte man Obst aus "innerstädtischem Anbau" mit Vorsicht genießen.
Schlimmer als Obst von spanischen Plastikplantagen wird es aber kaum sein.
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Ob ich dem Rat folgen würde, an wirklich stark (!) befahrenen Straßen in der Großstadt Obstbäume zu pflanzen, weiß ich trotz allem nicht so recht. Schwermetalllasten sind ja nicht alles. Eine Landstraße mit mäßiger Frequenz ist da schon was Anderes. Immerhin waren die in der Großstadt gemessenen Schadstoffbelastungen auf Obst ja auch nicht null, sondern nur im Schnitt sehr viel kleiner als bei den Gemüsen. Wichtig fand ich aber die Nachricht, das das, was drauf ist, zum allergrößten Teil durch simples Waschen beseitigt werden kann. Da ess ich mein Apfelmus und die Kornelkirschmarmelade aus gemundraubtem Stadtobst doch gleich mit viel leichterem Herzen!