Gerade im Sommer tut eine erfrischende Apfelschorle richtig gut. Die kann man ja auch selber herstellen. Einfach Apfelsaft und Sprudelwasser vermengen und fertig. Dafür muss ich nur kurz in den Supermarkt und Apfelsaft kaufen. Der Blick wandert über die bunten Etiketten hin und her. Apfelsaft, Apfeldirektsaft, Apfelnektar, Apfelgetränk? Die vielen Bezeichungen und das große Angebot an Apfelsäften machen einem die Entscheidung nicht leicht. Welcher Apfelsaft ist am besten für mich, für meine Gesundheit, meine Region und die Natur? In diesem Artikel bringen wir Licht in den Apfelsaft-Dschungel und geben dir Hinweise, auf was du achten kannst.
Unterschied Apfelsaft, Apfelnektar und Apfelgetränk
Apfelsaft
Apfelsaft kann zum einen Apfeldirektsaft sein. Dieser wird aus 100% Äpfeln gepresst, pasteurisiert und abgefüllt. Um einen Liter reinen Apfelsaft herzustellen, benötigt man 1,3 kg Äpfel. Direktsaft ist meistens naturtrüb, es gibt ihn aber auch in gefilterter Form.
Apfelsaft kann aber auch aus Apfelsaftkonzentrat hergestellt werden. Apfelsaftkonzentrat entsteht, indem dem Apfelsaft Wasser und Aromastoffe entzogen werden, um dem Konzentrat später wieder speziell aufbereitetes Trinkwasser und Aromen hinzuzufügen. Das macht man, da man Apfelsaftkonzentrat platz- und gewichtsoptimiert über lange Strecken transportieren kann. Warum das relevant ist? Das meiste Apfelsaftkonzentrat stammt inzwischen aus China. Ob die Äpfel deines Saftes unter der chinesischen Sonne gereift sind, kannst du ziemlich genau daran erkennen, wenn du unter den Inhaltsstoffen Zitronensäure findest. Die chinesischen Apfelsorten haben meist einen äußerst geringen Säuregehalt, weshalb der Saft für unseren Geschmack zu süß wäre. Deshalb wird bei der Rückverdünnung des Konzentrates auch Zitronensäure zugesetzt. Zitronensäure stammt allerdings nicht aus Zitronen, sondern wird mit Hilfe transgener Schimmelpilze hergestellt, da der Bedarf der Lebensmittelindustrie die weltweite Zitronenernte um das Zehnfache übersteigt (Quelle: 3sat bei Minute 2:40). In der wichtigsten Obstbauregion Chinas gibt es wegen hoher Pestizidbelastungen übrigens kaum noch Bienen, weshalb billige Arbeitskräfte die Bestäubung per Hand übernehmen (Quelle: 3sat) )
Apfelnektar und Apfelgetränke
Anders als bei Apfelsaft bestehen Apfelnektare und Apfelgetränke nicht zu 100% aus Früchten. Dem Nektar dürfen Wasser, Zucker und auch Aromastoffe zugesetzt werden. Apfelnektar darf pro Liter 200 Gramm Zucker enthalten und muss mindestens zur Hälfte aus Apfelsaft bestehen. Bei Apfelgetränken gibt es hingegen keine Obergrenze für Zucker, Hauptsache er ist schön süß. Sie müssen auch nur ein Drittel Apfelsaft enthalten. Darüber, woher der Apfelsaft (ergo das Apfelsaftkonzentrat) stammt, darf spekuliert werden.
Unser Favorit: Apfeldirektsaft
Die oben getätigten Ausführungen lassen den Schluss zu, dass Direktsaft der natürlichste und beste Apfelsaft ist. Diesen gibt es in klar oder in naturtrüb. Was die Unterschiede sind, erklären wir dir wie folgt.
Klare Argumente für naturtrüben Apfelsaft
Im Gegensatz zu klarem Apfelsaft wird naturtrüber Apfelsaft nicht “geschönt”. So heißt das Herausfiltern von Schwebstoffen, damit der Saft schön klar wird. Es bleiben also viele Schwebstoffe im Saft. Doch was sind Schwebstoffe? Wenn du Apfelsaft im Regal siehst und er lange steht, entwickelt sich ein dunkler Bodensatz am Fuße der Flasche. Wenn du die Flasche schüttelst, verteilen sich die Schwebstoffe wieder im Apfelsaft. Die Schwebstoffe sind ganz natürlich und kommen im Fruchtfleisch, aber auch in der Schale und den Kernen vor. In ihnen stecken Polyphenole, die zu den sekundären Pflanzenstoffen gehören und antioxidativ wirken. Das heißt, dass wie unsere Zellen vor krebserregenden freien Radikalen schützen und das Immunsystem stärken. In Tierversuchen hatte man Mäusen und Ratten über längere Zeit Apfelsaft zu trinken angeboten. Die Safttrinker unter den Nagern entwickelten bis zu 50 % weniger Tumore, als die Vergleichsgruppe ohne Apfelsaft (Quelle Cancer chemopreventive potential of apples, apple juice, and apple components). Auch hat das Max Rubner Institut hat in Studien festgestellt, dass naturtrüber Apfelsaft die Entwicklung von Darmkrebs vorbeugt. Apfelsaft ist also eine hervorragende Ergänzung in deiner Ernährung. Neben den Antioxidantien enthält er auch Vitamine, Kalium, Kalzium und Magnesium.
Geschmack und Schadstoffe
Eine gute Mischung aus regionalen Streuobstwiesen- oder Straßenäpfeln entwickelt köstliche Geschmacksvarianten. Der Saft bekommt eine warme bernsteinerne Färbung und ist frei von Pflanzenschutzmitteln. Tatsächlich ist selbst Obst von der Straße kaum belastet. Obwohl es - wie auch Streuobst - meistens nicht biozertifiziert ist, wird es im Gegensatz zu Obst aus gewerblichem Bioanbau oder konventionellem Anbau, überhaupt nicht mit Pflanzenschutzmitteln behandelt. Achte jedoch darauf, dass die Bäume nicht direkt neben einem intensiv bewirtschafteten (und damit gespritzten) Acker stehen.
Ist Cola light gesünder als Apfelsaft?
Ein Glas reiner Apfelsaft, egal ob klar oder trüb, enthält pro Glas circa 100 kcal aus dem fruchteigenen Zucker, also recht viel. Die Süße kommt hier also pur aus der Frucht und kommt ohne extra Zuckerzusatz aus. Das ist ganz natürlich. Trinke Apfelsaft deshalb lieber in Maßen (dafür aber regelmäßig). Vielleicht hast du schon mal vom Nutriscore gehört - eine Ampel für Lebensmittel. Hier schneidet Apfelsaft allein wegen des Zuckers zum Beispiel schlechter ab, als Cola Light mit Süßungsmitteln. Mehr findest du zum Beispiel bei Foodwatch. Ein bisschen Fruchtzucker schadet nicht, wenn du dich bewegst und sonst abwechslungsreich ernährst. Ein Glas Apfelsaft pro Tag, gern gemischt mit Sprudelwasser, bewahrt dich vor zu viel Hüftgold.
Wer produziert den besten naturtrüben Direktsaft?
Der gesündeste und umweltkohärenteste Apfelsaft scheint bei näherer Betrachtung also naturtrüber Direktsaft zu sein. Wo kann man aber den besten Direktsaft finden? Er könnte vielleicht im Supermarktregal stehen. Aber ich empfehle dir, eine Mosterei in deiner Nähe zu suchen. Auf der mundraub-Karte findest du mehrere hundert Standorte von Mostereien, einige davon haben ihre Kontaktdaten hinterlegt und sind in der bundesweiten Mostereienübersicht aufgelistet. Hier kannst du den Saft aus Äpfeln von der Straße, aus dem Garten oder - in Absprache mit dem Eigentümer - von einer Streuobstwiese pressen. Wie das Mosten in einer Mosterei genau abläuft und wie das für dich umsetzbar ist, erfährst du in diesem Artikel.
Welchen Saft würdest du lieber kaufen und warum? Schreibe uns gerne ein Kommentar unter diesem Beitrag.
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Trallala