Bestimmt gab es in deiner Kindheit alte Obstbäume, auf die du geklettert bist? Du erinnerst dich heute noch an den saftigen Geschmack der leckeren Äpfel im Herbst? Vielleicht warst du mit der mundraub-App schon mal an Obstbaumalleen unterwegs und hast dir ein paar Birnen oder Kirschen schmecken lassen? Viele dieser Obstbäume sind schon ziemlich alt, sie sind ästhetisch, schmecken meist aromatischer als Tafelobst aus dem Supermarkt und sie bieten für viele Tierarten einen wertvollen Lebensraum.
Doch unsere Obstbäume haben nur eine Zukunft, wenn sie nachgepflanzt und vor allem auch fachgerecht gepflegt werden. Als Kulturpflanze brauchen sie besonders in jungen Jahren eine intensive Pflege und darauf wird heute nur noch selten Wert gelegt. Wenn auch du dazu beitragen möchtest, dass Obst im öffentlichen Raum als Kulturgut erhalten bleibt und deine Nachfahren mundräubern gehen können, dann lies dir diesen Artikel durch und trete mit unserem Lösungsansatz an deine Gemeindevertreter heran. Wir haben einen Leitfaden herausgebracht, mit welchem Gemeinden die fachgerechte Pflege ihrer Obstbaumbestände richtig ausschreiben können. Häufig wissen sie nämlich gar nicht worauf es dabei ankommt. Aber warum ist das überhaupt wichtig?
Entlang von Straßen, auf städtischen Streuobstwiesen und Ausgleichsflächen, in Parks, in Kindergärten, auf Schulhöfen und öffentlichen Plätzen wachsen in deutschen und österreichischen Städten und Gemeinden mehrere Millionen Obstbäume. Einmal erwachsen geworden, produzieren sie erstaunlich viele Früchte. Ein voll entwickelter, hochstämmiger Apfel- oder Birnbaum spendet über 100 kg Obst. Das ist mehr als der Pro-Kopf-Verbrauch an Obst in Deutschland, der bei etwa 70 kg liegt (Quelle statista). Obstbäume entlang von Straßen und in Städten lagern trotz Verkehrs- und Industrieemissionen kaum Schadstoffe ein. Sie sind sind häufig deutlich weniger belastet, als Obst aus dem Supermarkt (Quelle Technische Universität Berlin).
Viele Bäume, die heute auf der mundraub-Karte eingetragen sind, stammen aus der Mitte des letzten Jahrhunderts und zum Teil sogar aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Damals hatte man sich noch die Mühe gemacht, die Bäume so zu erziehen, dass sie uns auch nach knapp hundert Jahren noch Freude bereiten. Lasst uns deshalb darauf hinwirken, dass unsere Urenkel im Jahre 2122 noch darauf herumklettern und ein paar Birnen pflücken können. Damit dies Wirklichkeit wird, müssen wir verstehen, dass der Ertrag und die Langlebigkeit unserer heimischen Obstbäume im Gegensatz zu anderen Laubbäumen nur durch die richtige Kultivierung, also den Schnitt und die Pflege des Menschen, sichergestellt ist. Hier liegt heute ein großes Problem: die überwiegende Mehrheit aller Obstbäume - ob jung auf eine Ausgleichsfläche gepflanzt (wie im nachfolgenden Foto) oder bereits betagt im Stadtpark - sind nicht fachgerecht oder überhaupt nicht gepflegt.
Dabei können Obstbäume einen wichtigen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit und Resilienz einer Kommune leisten. Sie fördern die Biodiversität, die Attraktivität und vor allem angesichts steigender Lebensmittelpreise und fragiler Lieferketten auch die Ernährungssouveränität eines Ortes. Der Selbstversorgungsgrad von Obst liegt derzeit gerade mal bei 20%! Hier ist also viel Luft nach oben.
Was ist also zu tun? Zum einen können wir als mundraub-Community in unseren Gemeinden aktiv darauf hinwirken, dass mehr essbare Bäume gepflanzt werden. Aber mindestens genauso wichtig ist es, dass diese Bäume gepflegt werden, damit sie überhaupt erwachsen und in vielerlei Hinsicht nützlich werden können. Deshalb haben wir diesen Leitfaden speziell für kommunale Entscheider erarbeitet, mit dem sie Fachleute, sogenannte Obstbaumwarte bzw. Obstgehölzpfleger, in Ausschreibungen ansprechen können.
Informiere also gern deine Gemeinde über diesen Leitfaden und weise sie auf unser Schwesterprojekt Wir sind essbar hin.
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