Äpfel: Lieblingsobst der Deutschen mit Pestiziden belastet?

„"

Gibt es das Lieblingsobst der Deutschen ohne Schadstoffe?

p>
Es gibt kein Obst, was die Deutschen lieber essen als Äpfel. Mehr als 20 kg sind es pro Kopf und Jahr. Äpfel sind gesund und im englischsprachigen Raum bringt man dies mit dem Sprichwort "One Apple a day keeps the doctor away" zum Ausdruck. Frei übersetzt heißt das etwa: Ein Apfel zum Schmaus hält den Doktor vorm Haus. Allerdings wird entgegen der Zeit, in der der Volksmund dieses Bonmot formte, heutzutage sowohl im konventionellen als auch biologischen Obstbau mit Pflanzenschutzmitteln gearbeitet, welche Risiken für die Gesundheit bergen.

Zu Beginn möchte ich festhalten, dass sich Apfelbauern an die europäischen Richtlinien halten müssen, was die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln anbelangt. Dies wird auch sehr genau kontrolliert. Sie spritzen also nicht mehr, als erlaubt ist. Jeder muss deshalb selbst entscheiden, ob er diesen Richtlinien vertraut oder ob mit Blick auf die eigene Gesundheit ein kritischer Blick auf unser Nahrungsangebot angebracht ist. Immerhin werden 80 Prozent der Wirtschaftsgesetze (das schließt die Landwirtschaft mit ein) in Brüssel gemacht, wo auf einen EU-Kommissionsbeamten ein Wirtschaftslobbyist kommt.

Konventionell erzeugte Äpfel weisen in der Regel Rückstände von Pestiziden auf, die wir beim Essen aufnehmen.
Durchschnittlich werden konventionelle Apfelplantagen pro Saison fast 40 Mal mit Pestiziden behandelt. Pestizide töten Organismen direkt ab, oder schwächen sie, und beeinflussen somit die biologische Vielfalt. Das gilt nicht nur für die Apfelplantage selbst, sondern reduziert auch das Nahrungsangebot wildlebender Tiere im Umfeld der Plantage. Der Einsatz von Pestiziden hat aber nicht nur Einfluss auf das Ökosystem, sondern auch auf Anwender und Anrainer der Plantage und schließlich auch auf uns Konsumenten. 

Dokumentation über Pestizideinsatz anschauen

Wie entfernt man Pestizide von Äpfeln?

Du kannst dich sicher an den Ratschlag deiner Eltern oder Großeltern erinnern, Äpfel gründlich abzuwaschen, um Kontaminationen auf der Schale zu entfernen. Eine Studie chinesischer Wissenschaftler fand nun heraus, dass das Waschen von Äpfeln bei Pflanzenschutzmitteln nicht wirklich zu helfen scheint. Die Wissenschaftler empfehlen, die Äpfel zu schälen (siehe hier). Allerdings sitzen bis zu 70 Prozent der Vitamine in oder direkt unter der Schale der Frucht. Sind wir also dazu verdammt, gesundheitsschädliche Pestizide aufzunehmen, wenn wir in den Genuss der gesundheitsförderlichen Inhaltsstoffe gelangen wollen? Nein, denn du kannst die Äpfel auch eine Viertelstunde in einem Natronbad wässern und damit die Pestizide entfernen.  

Fungizide auch in Äpfeln

Im konventionellen Obstbau werden auch Fungizide, also Mittel gegen Pilzbefall, eingesetzt. Das Fungizid Folpet - ein Mittel gegen Apfelschorf - schaffte es in diesem Jahr in die Schlagzeilen, da das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit das zwanzigfache von Folpet-Rückständen auf Äpfeln erlaubt hatte. Die Gründe für die Erhöhung des Grenzwertes waren neben der ohnehin schon schlechten Apfelernte die hohen Niederschläge, welche die Bildung von Apfelschorf begünstigt hatten. Dabei ist Schorf allenfalls ein ästhetisches, jedoch kein gesundheitsgefährdendes Problem. Makellos glänzende Äpfel verkaufen sich an der Obsttheke im Supermarkt aber besser als verschorfte. Zudem sind die am weitesten verbreiteten Handelssorten „Golden Delicious“ und „Gala“ besonders anfällig für Apfelschorf.

Sind Bioäpfel auch mit Pflanzenschutzmitteln belastet?

Sind biologisch angebaute Äpfel mit weniger schädlichen Stoffen behandelt als jene aus konventioneller Landwirtschaft? Nicht unbedingt! In Deutschland dürfen im Bioanbau zwar keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Kupfer ist zum Beispiel so ein natürlich vorkommender Stoff und es wird seit 150 Jahren als Mittel gegen Apfelschorf eingesetzt. Heute ist der Einsatz von drei Kilogramm Kupfer pro Hektar und Jahr zugelassen. Kupfer schadet jedoch dem Edaphon (dazu gehören z.B. Bodenbakterien und Regenwürmer), welches für einen gesunden Boden wichtig ist.

Fazit

Ob konventionell oder bio: völlig unbelastetes Obst gibt es im Handel quasi nicht. Auch wenn du Rückstände durch Schälen oder Wässern im Natronbad entfernen kannst, bleibt die Gefahr, dass die Ökosysteme geschädigt werden. 

Handlungsideen: Streuobst, Garten und Mundraub

Streuobstprodukte kaufen

Wir können bereits heute auf Produkte von extensiv bewirtschafteten Streuobstwiesen zurückgreifen, siehe hier . Auf Streuobstwiesen kommen keine Pflanzenschutzmittel zum Einsatz. Kommunen können ihre kommunalen Obstbestände erweitern und vernünftig pflegen, wie wir in diesem Artikel ausgeführt haben. Du kannst den verantwortlichen Mitarbeitern im Grünflächenamt deiner Gemeinde unseren Leitfaden für kerngesunde Obstbäume zuschicken. 

Einen eigenen Garten bewirtschaften

Du kannst einen Garten pachten und dein eigenes Essen anbauen oder dich an Gemeinschaftsgarten- oder Streuobstprojekten beteiligen. Nicht vergessen, Obstbäume zu pflanzen oder die bestehenden gut zu pflegen. 

Mundräubern gehen

Eine Studie der Technischen Universität Berlin zeigt, dass Stadt- und Straßenobst weniger mit Schadstoffen belastet ist, als Obst aus dem Supermarkt. Die Verfasser der Studie spielen uns Mundräubern in die Hände, aber natürlich werden die 12.500 Apfelfundorte auf der Mundraub-Karte nicht ausreichen, die Bevölkerung auch nur annähernd mit frischen und unbelasteten Früchten zu versorgen. Sie können aber eine Inspirationsquelle für das weitere Wachstum von unbelastetem und gesundem Obst aus einer gesunden Landschaft sein. Allerdings muss gesagt werden, dass bei einer Apfelallee in einer intensiv bewirtschafteten Agrarlandschaft auch hier die Möglichkeit besteht, dass die Früchte etwas von den eingesetzten Pflanzenschutzmitteln abbekommen.

Wir bieten mit der mundraub-Karte eine Wahlmöglichkeit für Menschen, die freiheitlich denken, sich um Alternativen zum Status Quo Gedanken machen und diese auch praktisch ausprobieren wollen. Hier ist die Karte. Viel Freude dabei!

Mundraub Karte

Diese Beiträge könnten dich ebenfalls interessieren:

Tags