Wildes Obst in Schöneberg


Am Montag, den 7.9.2015 schlängelte sich bei bestem Wetter ein 27-köpfiger Fahrradkorso durch das „Hinterland“ von Schöneberg/Berlin. Die Eröffnungstour für den September fand im Rahmen der Wandelwoche der SOLIKON 2015 statt. Berliner, wie auch Besucher staunten nicht schlecht über die essbare Vielfalt der Schöneberger Stadtnatur.

Zwischen Plattenbau und Teichrosen

Gespannte Teilnehmer (© mundraub)
Mirabellenernte (© mundraub)

Eine mundraub-Tour verdeutlicht die Kontraste einer Großstadt wie Berlin und sensibilisiert die Teilnehmer für gewöhnliche und ungewöhnliche Ernteschätze zwischen Wohnhäusern, Straßen, Fabriken und Supermärkten. Schon beim ersten Fundort wurde dieser Kontrast deutlich. Links ein Plattenbau, rechts ein naturbelassener Teich voller gelber Teichrosen, dazwischen warteten die reifen, süßen Früchte eines üppig bestückten Mirabellenbaumes darauf, in die Münder und Taschen der Mundräuber gestopft zu werden.

Unbekanntes Wildobst

Scharlach-Weißdorn (© mundraub)

Der nächste Fundort stellte die Teilnehmer auf die Probe. Was hier, inmitten der Gartensiedlung Lindenhof entdeckt und verkostet wurde, war vielen Mundräubern völlig unbekannt. Nach anfänglicher Skepsis, gewann dann doch die Neugier und wurde mit zartem Rosen-Apfel-Aroma belohnt. Es handelte sich hier um eine aus den USA stammende Weißdornart, den Scharlachweißdorn. Das war aber noch nicht alles. In unmittelbarer Nähe warteten zwei weitere, köstliche Wildobstarten darauf, bestimmt und probiert zu werden.

Mehr als nur Biergewürz

Eine spontane Toilettenpause an einem Biergarten am S-Bahnhof Priesterweg wurde dazu genutzt, ein paar Wiesenkräuter der angrenzenden Grünfläche zu erklären. So erfuhren wir, dass beispielsweise der Spitzwegerich prima zur Behandlung von Insektenstichen eingesetzt werden kann, wo er auch prompt zum Einsatz kam.
Passend zum Biergartenstop ging es weiter zum Biergewürz Nr.1, dem Hopfen. Doch Hopfen ist nicht nur der Geschmacksgeber für deutsches Bier. Mundräuberin Magda Zahn schwärmte vom vielfältigen Nutzen dieser weit verbreiteten Kletterpflanze. Z.B. eignen sich die jungen Triebe im Frühjahr hervorragend als Grillgemüse.

Eine Bombe am Bahnhof Südkreuz

Streuobstwiese (© mundraub)

Walnussbäume, Brombeerhecken und eine Streuobstwiese, entlang des parkähnlich angelegten Fahrradweges, ließen die Teilnehmer für kurze Zeit völlig vergessen, dass sie sich mitten in der Stadt befanden. Das änderte sich radikal beim Sanddorn-Eldorado, direkt am Bahnhof Südkreuz. Die Fahrradgruppe war verblüfft. Diese Vitamin C Bombe ist vielleicht die einzige Bombe, die in der Nähe eines Bahnhofes stehen darf. Nach einem Geschmackstest mit sehr säuerlichem Ausgang und den damit verbundenen Gesichtsentgleisungen wartete eine bunt gemischte Heckenbepflanzung auf ihre Bestimmung. Hier wurden Fragen zum Thema richtiges Pflanzenbestimmen an verschiedenen Beispielen geklärt.

Haselnuss-Mutanten.

Die Erntebeutel füllten sich, das Wissen um die essbare Stadtnatur wuchs. Es wurde Zeit für die letzte Station - ein beliebter Straßenbaum mit fremdartigen, scheinbar mutierten Früchten entlockte den Teilnehmern ein erstauntes „Ah!!!“ - denn im Inneren dieser Früchte verbargen sich nichts anderes als kleine leckere Haselnüsse.

Auch bei dieser mundraub-Tour erfüllte sich das beinahe schon traditionelle Versprechen: „Ihr seht die Stadt danach mit neuen Augen“. Ja, der Mundräuber-Blick, einmal aktiviert, wird die Teilnehmer*innen sicher noch eine Weile begleiten.

Ergebnis der Tour (© mundraub)

Wer die Einlösung dieses Versprechens selbst erleben möchte, ist herzlich eingeladen zur Apfel-Sanddorn-Tour im September. Die nächsten Termine findet Ihr hier.

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Bei Eureem "Haselnuss-Mutanten" handelt es sich um die Fruch der Baumhasel (Corylus colurna)!