Mundraub-Rakete-Tour - Unerwartete Vielfalt


Als ich Anfang April durch die Hasenheide streifte, um die neue mundraub-Tour auszutüfteln, war von Frühling noch wenig zu erahnen. Bis auf ein paar wenige grüne Ausnahmen wirkte der Park noch winterlich grau. Ich konnte nur hoffen, dass die Bäume pünktlich zum Tourstart am 18.04.2015 mit ihrer alljährlichen "Salatproduktion" beginnen. Denn das angekündigte Thema war "Blattsalat vom Baum".

Ich habe mir ein paar prachtvolle, aber dennoch kahle Exemplare von Buche, Linde, Birke, Eberesche, Alpenjohannisbeere und Spitzahorn ausgesucht, deren Blätter und Blüten einen hervorragenden Salat ergeben und schaute dem ersten Termin etwas bange entgegen. Doch auf die Natur ist Verlass! Der erste Ausflug war ein kulinarisches Erlebnis und eine unglaubliche Erweiterung des Speisezettels, mit dem die Tourteilnehmer*innen nicht gerechnet hatten. Die noch sehr jungen, zarten Blätter boten eine erstaunliche Geschmacksvielfalt: nussig mild die Linde, säuerlich zart die Buche, champignonartig die Johannisbeere, mandelig die Blütenknospen der Eberesche und honigsüß die Blüten des Spitzahorns.

Vereint als Salat und verfeinert mit dem aromatischen Holunderblütendressing ergaben diese ungewöhnlichen Zutaten einen gesunden, frühlingsfrischen Hochgenuss, der den Teilnehmer*innen hoffentlich noch lange in Erinnerung bleibt.

Alles schön und gut, aber der Frühling lässt sich nicht konservieren und marschiert eiligen Schrittes Richtung Sommer. So schnell die zarten Blätter gekommen sind, so schnell entwickelten sie sich weiter zur ledrigen, trockenen, gewöhnlichen Baumbegrünung. Dennoch büßten die weiteren Touren nicht an Vielfalt ein. Im Gegenteil, die sich bereits entwickelnden, säuerlich schmeckenden Früchte des Spitzahorns landeten statt der Blüten in der Schüssel. Die Hopfensprossen schossen mit bis zu 30 cm am Tag in die Höhe, aber den Mundräubern entkamen sie nicht. Für erstaunte Gesichter sorgten die zarten, Vitamin-C-reichen Triebe von Fichte und Tanne. Die aromatischen Blüten des Weißdorns kamen und gingen. Und an den kürzlich vergangenen Touren versprach der betörende Duft der Robinien-, Rosen- und Holunderblüten schon von weitem eine neue sensationelle Salatzugabe.

Diese mundraub-Rakete-Tour hat mir die Vergänglichkeit und ständige Erneuerung der Natur noch einmal sehr deutlich gemacht. Vielfalt entsteht und vergeht und wer sich auskennt, kann von dieser Vielfalt lernen und sich fast ganzjährig von ihr ernähren. Die mundraub-Touren zeigen wie das geht.

Ein ganz großes Dankeschön gilt der Berliner Fahrradschmiede Rakete, die uns eines ihrer wunderschönen klassischen Fahrräder geschenkt haben: ein RAKETE Mixte im Wert von 1100,00 €. Ich konnte das Rad sechs Wochen lang während der Touren auf mundraub-Qualitäten testen. Nach der letzten Tour am 6. Juni 2015 wird das Fahrrad unter allen Teilnehmern der Blattsalat-Touren verlost. Ich weiß jetzt schon, ich werde es sehr vermissen! Aber ich freue mich für den neuen Besitzer*in und hoffe, dass das Rad noch viele mundraub-Züge durch die essbare Stadtnatur erlebt.

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