Im Supermarkt ist nicht gut Kirschen essen.


Das Schöne am Mundräubern ist, dass man immer wieder von der Vielfalt der Früchte überrascht wird. So erging es mir bei unseren mundraub-Touren, als ich eine versteckte Kirschwiese im verschlafenen „Drei-Bezirke-Eck“ Pankow, Prenzlauer Berg, Wedding gefunden habe. Hier stehen fünf große Kirschbäume. Jeder Baum mit seinen ganz speziellen Kirschen, von aromatisch-bitter über knackig-frisch, zu saftig-fruchtig. Auch die Teilnehmer der Tour haben begeistert gepflückt und gekostet.

Natürlich schmeckt die Supermarkt-Kirsche auch lecker. Sie ist groß, saftig, knackig und schmeckt nach “Kirsche“. Aber wer jetzt mit offenen Augen und offenem Mund durch die Stadt geht, entdeckt den Kirschgeschmack noch einmal völlig neu. Nach meiner ersten Verkostung dieser kleinen, bunten Geschmacksbomben wurde mir wieder schmerzlich bewusst, wie viel uns durch die Vereinheitlichung des Supermarktobstes an Vielfalt in Farbe und Geschmack verloren geht. Ich erinnere mich z.B. noch sehr gut an die gelblich-roten Kirschen aus Nachbars Garten: die Glaskirschen. Einst weit verbreitet und beliebt, sind sie heute nur noch auf versteckten Wiesen oder in Gärten zu finden. Dabei gab es noch im 19. Jahrhundert in Deutschland mindestens 400 verschiedene Süßkirschsorten. Heute bestimmen nur noch 20 Sorten den Markt.

Dass Kirschen schon im Mittelalter sehr geschätzt wurden, belegt die Redewendung „Mit Jemand ist nicht gut Kirschen essen“. Damals konnten sich nur gut betuchte Leute diese Luxusfrüchte leisten und bespuckten aufdringliche Besucher, welche nur zum Zwecke des Kirschgenusses den edlen Herren in ein Gespräch unter seinem Kirschbaum verwickelten. Hier findet ihr einen kleinen Beitrag über einen Kirschdieb, der uns freundlicher Weise exklusiv vom rbb zur Verfügung gestellt wurde.

Also ran an die Körbe, rauf auf die Bäume! Wenn ihr wissen wollt, was ihr mit Kirschen noch so alles machen könnt, lasst euch zum Beispiel von der Rezeptesammlung bei Diamant-Zucker inspirieren.

Infos zur mundraub-Tour bei magda@mundraub.org